Die Kläranlage Meran wurde erweitert
Die Kläranlage Meran reinigt jährlich fast 9 Millionen Kubikmeter Kommunalabwässer und ca. 1,7 Millionen Kubikmeter Industrieabwässer der Firma Forst und der Firma Zipperle. Die Anlage der Bezirksgemeinschaft Burggrafenamt ist seit 1999 in Betrieb und wird seit 2000 von eco center betrieben. Die erhebliche Weiterentwicklung des Tourismus und der Industrie im Einzugsgebiet in den letzten Jahren hat die organische Belastung der Abwässer, die zur Kläranlage Meran fließen, erhöht, die operativen Spielräume der Führung der Anlage bei einem Störfall reduziert und gestattet es nicht, auf allfällige weitere Anfragen der angeschlossenen Nutzer um Erhöhung der Grenzwerte der Abwassereinleitung zu antworten.
Im Februar vorigen Jahres begann somit ein Erweiterungsprojekt, um die Reinigungskapazität der Anlage von 364.000 auf 619.000 Einwohnergleichwerte zu erhöhen. Die Arbeiten stehen mittlerweile kurz vor der Fertigstellung und haben eine Gesamtinvestition von ca. 26,5 Mio. € mit sich gebracht, die ungefähr zu gleichen Teilen von der Autonomen Provinz Bozen, durch Fonds des PNRR und durch Mittel von eco center finanziert wird. Die Erweiterung der Kläranlage Meran war ein besonders komplexes und anspruchsvolles Projekt, da es sich darum handelte, den neuen Bedürfnissen des Einzugsgebiets zu entsprechen, die Führung der Anlage zu optimieren und sie in energetischer Hinsicht möglichst autonom zu machen. Um die Reinigungskapazität zu erhöhen, wurden daher die Kommunalabwässer gänzlich von den Industrieabwässern getrennt, da diese sehr unterschiedliche Schadstoffbelastungen aufweisen. Die Industrieabwässer werden in einer anaeroben Hochlastanlage vorbehandelt und erst dann zusammen mit den Kommunalabwässern zu den darauffolgenden Reinigungsphasen geleitet. Aus der Vorbehandlung der Industrieabwässer wird Energie gewonnen, die für den Betrieb der Anlage genutzt wird.
Der Hauptsammler für den Anschluss der Firmen Forst-Zipperle
Um die Abwässer der Firma Forst in die bestehende Rohrleitung einzuleiten, welche die Firma Zipperle an die Kläranlage Meran anschließt, wurde eine 5,5 km lange Rohrleitung entlang des Fahrradweges bis zum Zusammenfluss von Passer und Etsch verlegt und dort an den MEBO-Viadukt gehängt. Auf der Höhe der Marlinger Brücke kehrt sie auf der orographisch linken Seite in den Flussdamm zurück und verläuft parallel zur Bahnstrecke bis zur Querung derselben auf der Höhe des Fernheizwerks, wo sie in den bestehenden Sammler Firma Zipperle-Kläranlage mündet.
Das neue unterirdische Becken
Es wurde ein unterirdisches Becken von 5.000 Kubikmetern Fassungsvermögen errichtet, in das die in die Anlage eintretenden Industrieabwässer geleitet werden. Hier werden die Abwässer homogenisiert, bevor sie zur anaeroben Hochlastanlage geleitet werden. Das Becken ist undurchlässig und verfügt über ein Luftbehandlungssystem, das den Austritt schlechter Gerüche verhindert.
Die Hochlast-Anaerobanlage
Die Anlage zur Vorbehandlung der Industrieabwässer besteht aus zwei Anaerobreaktoren von jeweils 14,5 Metern Höhe mit einem Durchmesser von 9,3 Metern und einem Volumen von je 1.100 Kubikmetern und aus zwei Rezirkulationstanks von 13 Kubikmetern Volumen zusammen. In den Anaerobreaktoren wird die in den Industrieabwässern vorhandene organische Belastung bei einer Temperatur von ca. 34 Grad abgeschieden. Die Anlage setzt keine Gerüche frei, da sie ohne Sauerstoff funktioniert und somit völlig geschlossen ist. Die Vorbehandlung bringt zahlreiche Vorteile sowohl in ökologischer als auch in ökonomischer Hinsicht. Zunächst wird die Schadstoffbelastung der einfließenden Industrieabwässer um ca. 78% verringert, was eine Verbesserung der durchschnittlichen Reinigungsleistungen beim Austritt aus der Kläranlage Meran und eine erhebliche Verringerung der für den Reinigungsprozess erforderlichen Stromverbräuche zur Folge hat. Außerdem wird das in den Industrieabwässern vorhandene Energiepotenzial zur Erzeugung von Biogas und somit von Strom wiedergewonnen, der dann direkt in der Anlage eingesetzt wird.
Die Blockheizkraftwerks-Abteilung
Um das ganze Biogas zu verwenden, das aus der Wiedergewinnung des in den Abwässern vorhandenen Energiepotenzials erzielt wird, wurde die Blockheizkraftwerks-Abteilung erneuert: die 3 Blockheizkraftwerke mit einer elektrischen Leistung von je 320 kW wurden durch 3 Blockheizkraftwerke mit einer Leistung von je 600 kW ersetzt.
In den nächsten Monaten werden die neuen Blockheizkraftwerke in Betrieb genommen, und parallel dazu werden die Funktionstests der installierten Gerätschaften eingeleitet. Schrittweise wird die anaerobe Hochlastanlage in Betrieb genommen. Sobald die Anlage voll in Betrieb ist, wird die jährliche Stromerzeugung schätzungsweise von ca. 4.000 MWh (Angabe aus dem Jahr 2023) auf ca. 6.200 MWh (Projektangabe) ansteigen und es der Anlage ermöglichen, in energetischer Hinsicht unabhängig zu sein.